Den Kampf belohnt

Trainer Gaede saß nach Abpfiff abseits des Geschehens – am äußersten Rand der Tribüne – beide Hände vorm Gesicht. Was war passiert? Hatte es erneut eine unglückliche Niederlage gesetzt? War man nun tatsächlich an das Tabellenende abgerutscht? Nein, denn die restlichen Menschen in der Halle jubelten und applaudierten, während die 1. Herren feierte, als habe man soeben die Meisterschaft gewonnen. Aber alles von Beginn an….

In der vergangenen Woche setzte es erneute eine äußert knappe und unglückliche Niederlage in Kamp-Lintfort. Wie auch schon gegen Wesel oder Hiesfeld  bestrafte sich das Team um Falko Gaede selbst und brachte sich in eine ungünstige Tabellensituation. Bei einer erneuten Niederlage drohte Platz 12 und damit die rote Laterne der Bezirksliga.

Unter der Woche wurde eher durchwachsen trainiert, da man einige gesundheitliche und private Ausfälle zu verzeichnen hatte. Insofern lief nicht alles nach Plan. Trainer Gaede forderte bereits vor dem Spiel eine deutliche Reaktion der Mannschaft und den Willen, sich endlich einmal selbst für die bisher eigentlich ordentliche Saison zu belohnen. Bisher waren im Prinzip alle Spiele bis zur letzten Sekunde knapp verlaufen…und dann meist abgegeben worden.

Der TuS verhinderte dieses Mal einen schlechten Start in das Spiel. Meist lief man von Beginn an einem Rückstand hinterher. Diesmal gestaltete man das Spiel gegen die hoch favorisierten Gäste aus Friedrichsfeld ausgeglichen (Tabellenzweiter). Die Abwehr stand recht kompakt und auch Torwart Niklas Lackmann fand, nach einem kleinen Hänger in den Partien zuvor, zu alter Stärke zurück. Dennoch schaffte man es nicht immer, die individuell starken Spieler der Gäste im eins-gegen-eins aufzuhalten. Abgesehen von einem zwischenzeitlichen 0:1 und 2:3 führte man jedoch die ersten 30 Minuten durchgehend an und ging hochverdient mit 14:12 in die Halbzeit.

In dieser sprach Trainer Gaede die immer wieder auftretenden Fehler an, lobte jedoch auch die gute Leistung in Durchgang eins. Jetzt galt es jedoch, diese endlich mal über 2 Halbzeiten aufzuzeigen.

Zu Beginn von Hälfte 2 lief es offensiv beim TuS nicht mehr so rund. Man rieb sich in Einzelaktionen auf und vergab den ein oder anderen unvorbereiteten Wurf. Auch waren nun Pfosten und Latte das ein oder andere Mal im Weg, so dass Friedrichsfeld das erste Mal bei 18:17 in Führung ging. Diese wurde sogar auf 20:17 ausgebaut und es schien, als ob dem TuS erneut eine kurze Schwächephase die so wichtigen Punkte verwehren würde. Allerdings zeigte die Mannschaft Moral und kam über den Kampf zurück in das Spiel. Relativ zügig glich man auf 20:20 aus. Ab diesem Zeitpunkt war die Partie völlig ausgeglichen. Philip Gralla machte mächtig Tempo über die rechte Seite und netzte wichtige Tore. Friedrichsfeld ging jedoch immer wieder mit 1 oder 2 Toren in Führung, so dass der TuS nachlegen musste. Der eingewechselte Rafael Zur sorgte auf der linken Abwehrseite für Ruhe, indem er es schaffte, den dort quirligen und unangenehmen Angreifer 100% in den Griff zu bekommen.  5 Minuten vor Schluss verlor Friedrichsfeld seinen Kreisläufer durch die 3. Zeitstrafe. Zeitstrafen waren ohnehin ein besonderes Thema in diesem eigentlich völlig fairen Spiel. 16 Stück (!!!) hagelte es hüben wie drüben. So war es eine Seltenheit, wenn sich beide Teams mal vollzählig gegenüberstanden. Die Zeitstrafen selbst möchten wir an dieser Stelle nicht kommentieren. 1,5 Minuten vor Schluss ging Friedrichsfeld erneut mit einem Tor in Führung. Trainer Gaede nahm die Auszeit. Etwa 1 Minute vor Schluss konnte der TuS über den Kreis erneut ausgleichen. 30 Sekunden vor Abpfiff Auszeit Friedrichsfeld. Die Ansage beim TuS war ganz klar: Kein Tor mehr – um JEDEN Preis. Die Abwehr verschob gut und Friedrichsfeld verwarf einen Standwurf aus der Distanz. Der inzwischen im Tor eingewechselte Thorsten Dietz, fischte den Wurf aus dem Winkel. Der TuS lief sofort den Tempogegenstoß, welcher von Friedrichsfeld, mit der Konsequenz einer weiteren Zeitstrafe, unterbrochen wurde. 10 Sekunden noch. Mittelmann Sami Grabbe schickte einen weiteren Spieler an den Kreis, um dort für Unruhe und ggf. eine Sperre zu Sorgen. Anpfiff, Sami setzt sich selbst über die linke Angriffsseite durch und versenkt den Ball in der langen Ecke. Friedrichsfeld schaffte es gerade noch einmal den Ball zum Mittelkreis zu befördern – Abpfiff –Sieg für Xanten 28:27.

Völlig gelöst feierten die Spieler den Sieg. Verständlich, denn hatte man zuletzt oft genug auf der anderen Seite gestanden und dem Gegner zuschauen müssen. Die Hände vor Trainer Gaedes Gesicht waren somit eher ein Anzeichen für akute Herzbeschwerden – denn langweilig wurde es ihm bisher sicher in noch keinem Spiel dieser Saison.  Hervorzuheben ist auch die Leistung von Fabian Eichler, welcher bei 10 Treffern eine 100 %ige Wurfquote aufwies. Auch gilt besonderer Dank den Spieler, welche nicht berücksichtigt wurden, sondern sich in den Dienst der Mannschaft stellten und 60 Minuten, ohne zu murren, auf der Bank ausharrten. Bei leibe keine Selbstverständlichkeit.

Der TuS belohnte sich endlich selbst für eine gute und kämpferische Leistung und verhinderte so den Absturz auf den letzten Platz. Anhand der Ergebnisse der anderen Teams wäre dies bei einer Niederlage nämlich die Folge gewesen. Die Liga ist ausgeglichen wie nie. Zwischen dem letzten Platz und dem dritten, liegen lediglich 4 Punkte (!!!). So kann davon ausgegangen werden, dass der Liga eine spannende Saison im Jahre 2016 bevorsteht.

Der TuS bedankt sich herzlich bei den zahlreich und lautstark erschienenen Zuschauern, welche die Mannschaft riesig unterstützt haben. Wir freuen uns auf Eure Begeisterung für die weiteren Spiele in 2016. Wir wünschen allen eine schöne Weihnachtszeit und einen gesunden Rutsch in das kommende Jahr.

P.S. Auch gratulieren wir erneut der 1. Damen, welche im Anschluss an die 1. Herren ihre Tabellenführung gegen Issum verteidigte.

Kader: Niklas Lackmann, Thorsten Dietz (Tor), Fabio Saccullo (1), Fred Friese (4), Rafael Zur, Dino Rottes (1), Fabian Eichler (10), Dominik Sernetz, Philip Gralla (3), Sami Grabbe (4), Niklas Eichler (2), Dorian Orlowski (3), Marcel Kotes, Christoph Zabel