Enttäuschung pur

Die Xantener Handballerinnen starteten gestern Abend in die neue Saison und mussten direkt eine herbe Niederlage gegen die HSG Haldern/Meerhoog/Isselburg kassieren. Am Ende stand es 31:12 (13:3).
Wo soll man anfangen, wenn man von der gestrigen Partie erzählen will? Ich will es mal aufziehen wie in der Schule: Dort bringe ich den Schülern immer eine sogenannte Feedbackrunde bei. Innerhalb dieser Methode hat ein Schüler vorweg seine erbrachte Leistung vorgestellt und im Anschluss müssen ihre/seine Mitschüler eine Rückmeldung zu dieser Leistung geben – zunächst nur positive Auffälligkeiten und anschließend werden Verbesserungsvorschläge unterbreitet.
Also, positives Feedback: Tina hat eine starke Leistung im Tor gezeigt und dafür gesorgt, dass die Niederlage nicht noch dramatischer ausgefallen ist. Nach dem Wechsel waren wir etwas mutiger und haben immerhin 9 Tore (6 Tore mehr als in der ersten Hälfte) geworfen. Von diesen 9 Toren sind 5 Tempogegenstöße innerhalb von vier Minuten gefallen – ein Ansatz, auf dem wir in Zukunft vielleicht aufbauen können. Diese gute Phase kann man sicherlich auch Miris und Alines fleißige Laufbereitschaft zurückführen. „Aline war mit Abstand die fleißigste Spielerin“, so Trainer Harald Metsches.
Der wohl schönste Moment im Spiel war jedoch das Tor unserer neuen Mitspielerin Svenja Hemmers, die erst seit diesem Sommer mit dem Handballspielen begonnen hat. Sie hat sich zurecht wie irre über ihr erstes Tor in einem Spiel gefreut. Weiter so !
Nun komme ich zu den Verbesserungsvorschlägen: Von Anfang an haben wir nicht in die Partie gefunden und HMI hat uns ziemlich schnell aufgezeigt, wer hier heute die spielbestimmende Mannschaft ist. Bereits nach 14 Minuten stand es 7:1. Diesen Rückstand konnten wir nicht mehr einholen, vor allem weil wir unser Spiel auch nicht wesentlich besser in den Griff bekamen. Vorne waren wir nicht wirkungsvoll, weil wir keinen Druck auf die gegnerische Deckung ausüben konnten. Die wenigen Chancen, die wir uns schwer erarbeitet haben, konnten wir dann auch nur selten verwerten, viele Würfe waren zu harmlos. Man merkt einfach, dass uns die gelernten und erfahrenen Rückraumspielerinnen fehlen, die ein effektives Angriffsspiel zustande bringen. Ebenso war unser Spiel von Fehlpässen, nicht gefangenen Bällen und Schrittfehlern durchzogen.
In der Deckung sahen wir ebenfalls nicht gut aus. Es wurde nicht aggressiv zugepackt und vor allem nicht gegenseitig geholfen. Dadurch entstanden massenhaft Räume für unsere Gegnerinnen. Wenn wir denn dann zugepackt haben, war es leider oft zu spät, das beweisen die fünf 7m, die wir kassiert haben.
An dieser Stelle höre ich mal auf, da es ausreichend zeigt, mit welch großen Baustellen wir uns in den nächsten Monaten noch befassen müssen. Wir müssen realistisch sein, das gestrige Spiel hat uns gezeigt, wo wir zur Zeit stehen. Leider befinden wir uns in einem Teufelskreis, der nur schwer zu durchbrechen ist, denn mal abgesehen von den Verletzten (die ja hoffentlich bald wieder einsatzbereit sind), sind wir mit so einigen Hürden konfrontiert – zig Leute, die im Schichtdienst beschäftigt sind, so dass wir meist nur mit 6 oder 7 Spielerinnen pro Training sind; viele Spielerinnen, die sich auf neuen Positionen zurecht finden müssen und dann auch einige recht neue oder „reanimierte“ Spielerinnen, die das Handballspielen noch erlernen müssen bzw. Nachholbedarf haben. Von einem Zusammenspiel sind wir demnach noch weit entfernt.
Doch noch ein paar aufbauende und positive Worte zum Schluss: Trotz der vielen Hürden sind wir eine sympathische Truppe, die sich wirklich gut miteinander versteht und Spaß miteinander hat – den sollten wir dringend nicht verlieren, denn so manch eine Niederlage wird bestimmt noch auf uns zukommen. Spaß und Freude am Spiel sind wahrscheinlich momentan das Wichtigste, um aus unserem (lieb gemeinten) Hühnerhaufen noch eine anständige Handballmannschaft zu kreieren. Deswegen nach vorne blicken und die Hoffnung und den Spaß nicht verlieren, dann werden wir sicherlich auch noch bessere Leistungen abliefern.
Tore: Aline Dupont, Miriam Langenberg (jeweils 4), Julia Winkels (2), Jana Tenorth und Svenja Hemmers (jeweils 1).